Dichter und Künstler, insbesondere der Romantik, haben in der kalten, rationalistischen Welt ein Gefühl für das wahre Menschliche behalten und beschwören mit ihrer Kunst die Belebung dieses Wesenskerns tief in uns. Ein Gedicht von Novalis, besungen von Konstantin Wecker, bringt diese Sehnsucht so wundervoll zum Ausdruck.
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Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren (Original von Novalis)
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freie Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit werden gatten,
Und man in Märchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
Strophen von Konstantin Wecker:
Erst wenn Gedichte und Geschichten
Das Herz wieder gerade richten,
Wenn wir den eignen Melodien
Nicht mehr so hilflos taub entfliehen,
Wenn nicht das Streben nach Gewinn
Des Lebens kläglich karger Sinn
Und wir an Zins und Dividenden
Keinen Gedanken mehr verschwenden,
Wenn die so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Dann fliegt vor einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
Erst wenn gleich warmen Sommerwinden,
Die Menschen sich zusammenfinden,
Um dem fatalen Weltgeschehen,
Endlich vereint zu widerstehen,
Wenn vor der Kraft der Utopien,
Die selbsternannten Realisten fliehen,
Wenn die im Herzen sich vernetzen,
Um sich dem Wahn zu wiedersetzen,
Wenn wir statt Geld zu transferieren,
die ganze Welt poetisieren,
Dann fliegt vor einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.