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Selbstmarketing ist ein wichtiger Baustein in erfolgreichen Projekten


Ein Selbstgespräch von und mit dem Coach Martin Bertsch zum Thema Selbstmarketing: Ist es anmassend, sich zu verkaufen? Wie muss ich vorgehen? Welche Tipps sind beim Selbstmarketing zielführend? 

Bertsch: Was genau ist Selbstmarketing?

Martin: Beim Selbstmarketing verkaufe ich kein Produkt, sondern mich selber mit meinen Stärken und positiven Fähigkeiten. Es geht nicht nur um Verkauf im engeren Sinne, es geht darum, authentisch zu sein, meine Talente zu leben, mit meiner Begeisterung andere zu inspirieren und damit auch einen sozialen Mehrwert zu schaffen.

Bertsch: Du denkst über Selbstmarketing nach. Warum?

Martin: Selbstmarketing ist ein wichtiger Teil im Bereich des Job-Coachings, das in meine Kerndienstleistungen gehört. Ich verwende diesen Begriff sehr weit, deshalb ist die Bedeutung immens und betrifft nicht nur Verkaufs-Profis. Der Erfolg von fast allem hängt davon ab, wie ich mich verkaufe. Es geht nicht nur um den geschäftlichen Erfolg bei der Geschäftsgründung oder bei Bewerbungsgesprächen. Es geht darum, ob ich meinen Chef von einer Projekt-Idee überzeugen kann, es geht darum, ob ich meine Nachbarn für ein freundliches Miteinander gewinnen kann, ob ich meine Kinder für den Wochenend-Ausflug begeistern kann, ja, letztlich sogar, ob ich meiner Frau meine Liebe vermitteln kann.

Bertsch: Alles ist damit Verkauf, ist das nicht anbiedernd?

Martin: Beim Marketing geht es darum, meine Mitwelt zu gewinnen. Ethisch fragwürdig ist es, wenn dabei nur meine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen und ich die Bedürfnisse meiner Kunden aus dem Blick verloren habe. Solche Geschäfte können aber nicht nachhaltig funktionieren.

Bertsch: Für viele hat Verkauf etwas Anrüchiges. Es ist vermessen sich anzupreisen!

Martin: Bescheidenheit ist eine Tugend. Viele scheitern aber an einer „Allzubescheidenheit“, die zum Hemmschuh geworden ist für wirklich tolle Ideen und Talente. Tue Gutes und sprich darüber. Wir sollen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. Wenn wir uns unter dem Wert verkaufen, hat niemand etwas davon, auch unsere Kunden nicht. Es ist wichtig, dass wir positiv denken über uns und unsere Dienstleistung, positiv darüber reden und so ein positives Image aufbauen.

Bertsch: Viele meinen vielleicht auch, dass bei einer guten Dienstleistung die Kunden automatisch kommen?

Martin: Ich kenne manche, die an alten Strickmustern gescheitert sind. Ich habe eine tolle Kursidee, gestalte einen Flyer und verteile ihn und beginne nächsten Monat… So funktioniert es heute nicht mehr. Wir bekommen pro Tag tausende Werbebotschaften. Dieses „Werbe-Grundrauschen“, das die letzten Jahre immer lauter wurde und schon fast in den Ohren schmerzt, bringt mit sich, dass es anspruchsvoller und aufwändiger geworden ist, sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Wir kommen kaum darum herum, bewusste Strategien zu definieren und gezielt zu werben. Wir dürfen nicht und immer weniger erwarten, dass uns der Erfolg in den Schoss fällt.

Bertsch: Welche Prinzipien sind beim Selbstmarketing zentral?

Martin: Grundsätzlich finde ich die allgemeinen Marketing-Grundregeln ein wichtiges und hilfreiches Raster. Dazu gehört die Klärung von folgenden Fragen:

  1. Zielgruppe (Welche Hauptkundengruppe möchte ich bedienen?)
  2. Produkt/Dienstleistung (Was biete ich an, was nicht?)
  3. Nutzen (Was profitieren meine Kunden?)
  4. USP, Alleinstellungsmerkmal (Wo bin ich der Beste, was kann ich besser?)

Auch das AIDA-Modell ist hilfreich: Wie erzeuge ich Aufmerksamkeit (Attention), Interesse (Interest), Bedürfnisse (Desire) und Aktion, den Einkauf der Dienstleistung oder des Produktes (Action).

Ich muss ein Verständnis haben, auf welche Probleme in der Gesellschaft ich eine Lösung habe und welchen Mehrwert und Nutzen ich biete.

Im Elevator Pitch, einer Kurzpräsentation meiner Dienstleistung, geht es darum, diese Punkte in 30 Sekunden knapp und bündig zu vermittlen und möglichst bildhaft mit eingängigen Metaphern zu verknüpfen. Es geht um die Praxis: Business-Pläne führen für viele Ideen und Projekte zu weit in die Tiefe, wo sich schon so mancher verirrt hat. Ich schätze es, näher an der Praxis zu arbeiten in meinem Coaching, auch einfach einmal ins Erleben und Tun reinzuspringen und daraus wichtige Erkenntnisse zu generieren. 

Elevator Pitch Kurzvortrag von Michael Geerdts:



Bertsch: Welche Tipps kannst du den Lesern nahelegen?

Martin: Zusammengefasst einige Punkte.

  1. Selbstkenntnis: Bevor man sich Gedanken über das Marketing macht, sollte man sich selber kennen. Was ist meine Mission, meine Passion und meine Vision. Wo liegen meine Talente, meine Begabungen, meine Leidenschaften, meine Bedürfnisse und Wünsche, wo liegt mein innerer Ruf und wie kann ich dem antworten. Nur wer diese Fragen beantworten kann, findet einen schier unendlichen Quell der Kraft, die uns durchhalten lässt in vorprogrammierten Herausforderungen.
  2. Vorbereitung: Vorbereitung und Recherche ist meist die halbe Miete. Je besser ich den Verhandlungspartner, die Zielgruppe, kenne, um so leichter kann ich argumentieren.
  3. Mich in den Kunden hineinversetzen: Erkenne Bedürfnisse des Gegenübers und sprich sie an. Recherchiere über die Probleme in der Welt und dazu passende Lösungen.
  4. Strategie definieren: Definiere authentische und realistische Ziele, definiere eine Strategie, und arbeite konsequent auf gesteckte Ziele hin.
  5. Nischen nutzen: Mach nicht das, was andere tun, suche Nischen und nutze sie.
  6. Ein Experte werden: Erarbeite dir einen Expertenstatus und positioniere deine Expertise auf zielguppenspezifischen Bühnen. Reden ist Gold, schweigen ist Silber.
  7. Entwickle Überzeugungskraft: Inspiriere deine Mitmenschen, lerne, zu argumentieren.
  8. Sich Freunde machen und Vertrauen schaffen: Gehe auf dein Gegenüber ein, schaffe Vertrauen und Beziehung als Grundlage von Geschäften.
  9. Networking: Knüpfe Netzwerke, werde zum Team-Player.
  10. Stil und Auftrittskompetenz: Achte auf dein Äusseres und auf einen ansprechenden authentischen, stilvollen Auftritt.
  11. Multiplikatoren für sich arbeiten lassen: Finde Multiplikatoren, Menschen, die deine Dienstleistung positiv weiterempfehlen.
  12. Zeit haben und in der Position der Souveränität bleiben: Lass dir und deinen Projekten Zeit zum organischen Wachsen und zum Reifen. Handle aus einer Souveränität heraus.
  13. Auf Kundenwünsche eingehen: Suche Feedbacks von Kunden und Partnern, lasse sie an Entwicklungen teilhaben, lasse dich inspirieren.
  14. Weiterbildung und Produkte/Dienstleistungsentwicklung up to date: Verändere dich selbst, überwinde die alten Denk- und Handlungsmuster. Äusseres Wachstum geht immer mit einem inneren Wachstum einher und umgekehrt. Es geht nicht anders. Investiere gezielt in Weiterbildung und entwickle dich und deine Dienstleistung weiter.
  15. Intuition: Horch auf dein Gefühl einer Stimmigkeit in dem was du tust. Sei ehrlich mit dir und deinen Kunden.

Bertsch: Ehrlichkeit ist ein gutes Stichwort. Hand aufs Herz, du bist kein Marketing-Fachmann. Was kannst Du in Prozessen des Selbstmarketings bieten?

Martin:  Ja, ich muss meine Grenzen kennen, mit den Bedürfnissen meiner Kunden sie aber auch immer wieder soweit wie sinnvoll sprengen. Ich habe über die Jahre hinweg im Marketing-Bereich achtsam verschiedenes aufgenommen und gelernt. Der Funken ist bei mir gesprungen, als ich einem Marketing-Experten gelauscht habe, der über den Einstiegsprozess seiner Arbeit sprach: Er redete über die Mission des Menschen oder des Unternehmens, seiner Bestimmung, dem Zweck seines Wirkens und seiner Vision. Da habe ich mich gefunden, da habe ich gedacht, genau da bin ich zuhause, das kann ich am Besten, besser noch als viele Marketing-Fachleute, die sich wiederum auf die Umsetzung besser verstehen als ich. Ich glaube nicht, dass es für einen wirtschaftlichen Erfolg reicht, sich selber, seine Mission, Passion und Vision, gefunden zu haben, aber ich glaube, dass dies der Grundstein, das Fundament ist für einen Erfolg auf allen Ebenen. In meinen Coachings oder Trainings lege ich deshalb soviel Wert auf die Phase der Standortbestimmung, und es ist meiner Ansicht nach notwendig, immer wieder, auch in der Projektumsetzung, zu diesem Punkt, zu mir selber, zurückzukommen und mich oszillierend von mir selbst und dem, was ich tue, weiter zu entfalten und zu entwickeln. Dies gilt nicht nur für persönliche Entfaltungsprozesse, sondern auch für berufliche Initiativen und Projekte, welcher Art auch immer.

Bertsch: Danke für das Selbstgespräch.

Martin: Auch Dir Dank für die anregenden Fragen und die Aufmerksamkeit.