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So gelingen Vorsätze – geben Sie Ihren (Neujahrs-) Vorsätzen eine Chance!


Ein fiktives, frei erfundenes Interview, z.T. auf der Textbasis eines Interviews mit Veronika Job und Alexandra Freund der Universität Zürich (Quelle:www.srf.ch) sowie bezugnehmend auf das Buch ‚Selbstmanagement ressourcenorientiert‘ von Dr. Maja Storch und Dr. Frank Krause. Wie gelingen Vorsätze? Wie kann ich meine Motivation stärken? Wie gelingt der Start in eine Selbstveränderung?

M.: Herzlich willkommen, Vernonika Job, Alexandra Freund, Maja Storch und Martin Bertsch. Wir wollen uns heute gerade zu Beginn des neuen Jahres mit dem Thema der Neurjahrsvorsätze beschäftigen. Es zeigt sich immer wieder: Viele Menschen haben resigniert. Ist der Mensch Sklave seiner Gewohnheiten?

Alexandra Freund: Neujahresvorsätze sind nicht einfach Neujahrsvorsätze. Oft bringen sie zum Ausdruck, was wir meinen, was wir tun sollten, nicht, was wir wirklich möchten. Das Sollen ist aber keine gute Motivation. 

Martin Bertsch: Stimmt. Das Sollen ist ja Ausruck extrinsischer, also aussengesteuerter Motivation. Der Schlüssel liegt in der intrinsischen, innengesteuerten Motivation. Die Kraft liegt darin, was wir wirklich wirklich aus tiefstem Herzen aus uns heraus wollen. Und dafür können wir oft viel mehr Energie freisetzen. 

Veronika Job: Das kann ich bestätigen, man muss etwas wirklich wollen. Was mich in diesem Zusammenhang beschäftigt, ist, dass neue Studien der Universität Zürich und der Stanford University zeigen, dass Willenskraft Einstellungssache ist. Die Chancen, Neujahrsvorsätze zu erfüllen, steigen, wenn wir in unserer Motivation, unserem Willen, eine unversiegbare Quelle sehen. Der Erfolg beginnt im Kopf, bei unserem Denken, bei dem, was wir glauben, schaffen zu können, und dieser Glaube kann beeinflusst werden.
Vorsätze werden meist einem anspruchsvollen Leben obenauf gesetzt. Wer von Arbeit und Familie beansprucht wird, hat wenig Energie, sich auch noch um gute Vorsätze zu kümmern – so funktioniert zumindest das vorherrschende Denkmuster. In Wahrheit ist die Willenskraft aber weniger limitiert, als häufig angenommen wird, sie ist schier unbegrenzt. Solange man über die biologischen Ressourcen verfügt, sprich beispielsweise nicht zu müde ist, kann man auch mehrere anspruchsvolle Vorhaben anpacken und durchziehen. Gemäss unserer Forschung kann der Wille durch das eigene Denken geschwächt werden. Zum Beispiel durch das Arbeit-Belohnung-Denken: „Wenn ich dieses oder jenes erledigt habe, muss ich mich ausruhen oder etwas essen, um wieder Energie zu tanken.“ Dieses Denken ist in unserer Kultur sehr verbreitet. Doch eigentlich müsste man sich gar nicht so häufig erholen.

M.: Es kommt also nur darauf an, wie man über die Willenskraft denkt?

Veronika Job: Prinzipiell ja. Es kommt auf die eigene Einstellung an. Wir nehmen an, dass sich viele Menschen permanent unterschätzen und weit unter ihren biologischen Grenzen abbrechen. Bei jeder Anstrengung denken sie schon an die nächste Pause.

Martin Bertsch: Deshalb ist mir die Visionsarbeit so wichtig: Wenn ich aus tiefstem Herzen spüre, dass etwas richtig ist, kann ich auch die Energie aufbringen, die notwendig ist, um etwas zum Erfolg zu führen. Und nicht selten ist Veränderung an enorme Anstrengungen geknüpft. Wir brauchen dieses innere Feuer. 

M.: Frau Storch, welche Erkenntnisse der Neurowissenschaften sind bedeutungsvoll im Zusammenhang mit Vorsätzen?

Maja Storch: Wir wissen, dass das Unbewusste heute stark das Verhalten des Menschen steuert. Die Lernprozesse dieser subkortikalen Ebene (des Klein- und Mittelhirns) sind oft diffus und langsam im Vergleich zur bewussten, kognitiven kortikalen Ebene (des Grosshirns). Das heisst, dass Lernprozesse oft Zeit brauchen, bis sie in Tiefenschichten verankert werden. 

M.: Welche praktischen Rückschlüsse können wir hier für Vorsätze ableiten?

Maja Storch: Wir arbeiten mit dem Rubikon-Modell. Dr Begriff „Rubikon“ geht auf Julius Cäsar zurück, der nach einer Phase des Abwägens zu einem bestimmten Zeitpunkt den Entschluss gefasst hatte, den Fluss mit dem Namen ‚Rubikon‘ mit seiner Armee zu überschreiten und damit in feindliches Gebiet vorzudringen. Auch unsere Bedürfnisse und Wünsche durchlaufen oft eine Reifephase. Ich bin ja oft nicht von Beginn weg entschlossen, etwas zu tun. Zunächst ist da ein wages Bedürfnis, dass sich dann in einem Motiv verdichtet. Motive werden abgewogen, geprüft nach ökologischen Kriterein: Lohnt es sich, den Aufwand für eine Veränderung zu betreiben? Schliesslich wird ein Entscheid getroffen und aus dem Motiv wird in unsere Sprache eine Intension, die wiederum Grundlage ist für handlungsvorbereitende Schritte und letztlich die Umsetzung, die konrkete Handlung

Alexandra Freund: Es zeigt sich deutlich, dass die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Umsetzung von Vorsätzen steigt, wenn wir Pläne so konrket wie möglich machen. Wann mache ich es, wie mache ich es, mit wem etc. 

M.: Herr Bertsch, welche Erfahrungen machen Sie als Coach bei der Umsetzung von Vorsätzen und Wünschen?

Martin Bertsch: Viele Menschen leben mit ungelösten Bedürfnissen und Wünschen, mit Luftschlössern im Sapnnungsfeld von Ist und Soll. Auch ich arbeite mit einem ähnlichen Modell wie Maja Storch um zu verdeutlichen, dass zwischen Idee und Handlung oft ein langer Weg ist. Dazwischen liegt eine Phase der Recherche und Exploration, wo wir die für uns neuen Felder erkunden. In der angewandten Psychologie spricht man ja von den Phasen Abwägen, Planen, Handeln, Auswerten. Die Phasen sind nach meiner Erfahrung nicht linear und scharf abgegrenzt, meist sind es auch eher zirkuläre Prozesse. Manchmal wird uns ja erst beim Tun bewusst, ob es wirklich der richtige Weg ist, den wir eingeschlagen haben. Durch die Handlung verifizieren wir Bedürfnisse und hangeln uns so, oszilierend zwischen Tun und Spüren, weiter. Das ist der Punkt, manchmal müssen wir Dingen einfach tun. 

M.: Was unterstützt uns in diesem pragmatischen Vorgehen, denn für viele ist ja gerade das Tun der Punkt, an dem sie scheitern. 

Martin Bertsch: Ich habe von Barbara Sher und den Erfolgsteams als Moderator gelernt, dass es oft für andere einfacher ist, einen Weg neuzubahnen, als für mich selber. Für mich ist hier der gemeinsame Weg mit einem Unterstützungsteam meist der erfolgreichste Ansatz. 

Maja Storch: Es geht manchmal auch darum, innere Dilemmata bewusst zu machen. Es geht ja nicht nur um ein äusseres Team, es geht auch darum, dass unser inneres Team so aufgestellt ist, dass alle am gleichen Strick ziehen. 

Martin Bertsch: Ganz genau. In meinen Visions- und Projektwerkstätten arbeite ich genau an dem Punkt. Das Selbstmanagement umfasst äussere Stolpersteine, aber auch innere. Manche Menschen stecken fest, weil diffuse Ängste einen Strich durch die Rechnung machen. Manche Menschen stecken fest, weil sie im Rahmen eines schlichten Projektmanagements die Fülle der Optionen nicht richtig managen können. Hier geht es um eine innere Klärung, dort um eine äussere. Beides muss zusammengehen.

M.: Wie gehe ich mir Rückschlägen um? Viele scheitern ja hier. 

Alexandra Freund: Es gibt Tage, wo man keine Lust hat. Wenn wir uns schon vorher überlegen, wie ich mit Rückschlägen umgehen, kann das eine grosse Hilfe sein. Bestrafung ist in der Regel ein schlechter Umgang. Rückschläge sollten als einzelnes Ereignis angeschaut werden. Wir sollten hier auch liebevoll mit uns umgehen und uns eingestehen: „Morgen ist ein neuer Tag“.

M.: Herzlichen Dank für diesen Austausch und den Lesern alles Gute beim Umsetzen ihrer Vorsätze und Wunschziele.