Die Kraft des Zuhörens ist keine Erfindung des humanistischen Psychologen Carl Rogers. Im Roman „Momo“ von Michael Ende ist diese Fähigkeit und was sie bewirken kann wundervoll beschrieben:
„Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie sass nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit ihren grossen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose und untentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder das Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte alles das der kleinen Momo, dann wurde ihm, nach während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und das er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.
So konnte Momo zuhören.“ (S. 15f)
Ein Filmausschnitt aus „Momo“: Momo hört einem stummen Vogel zu, bis er wieder singt: Man muss ihm eben auch zuhören, wenn er nicht singt…
Ein interessanter Filmausschnitt, auf dem man Carl Rogers und was er über die Kraft des Zuhörens denkt, erleben kann:
„Viele Jahre zuvor habe ich bereits erkannt, wie kraftvoll es sein kann, einem Menschen zuzuhören. Und ich suchte einen unbefangenen Zugang zu dieser Kraft, über die ich sprechen möchte. Es icht wichtig über die Empathie nachzudenken..“