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Auswege aus der globalen politischen Krise durch inneres Wachstum

Gerade in den letzten Jahren zeigt sich weltweit zunehmend ein Bild, das nachdenklich stimmen kann: Immer mehr bröckelt die Demokratie und autoritäre Herrscher übernehmen das Szepter. Immer mehr werden Menschenrechte mit Füssen getreten. Immer mehr steigt der Unmut der Bevölkerung gegen wirtschaftliche und soziale Eliten, die dennoch immer mehr besitzen und den Ton immer unmissverständlicher angeben. Es ist überfällig, die zunehmenden Wirren in der Welt zu durchschauen und für sich und unsere Gesellschaft die richtigen Schlüsse zu ziehen. Ein Verständnis über menschliche Entwicklung oder auch Fehlentwicklung ist dazu der zentrale Schlüssel zur Erkenntnis. Fehlende Kenntnis kann aber verheerende Folgen haben auf die aktuellen Entwicklungen.

Stärke durch Vielfalt

Unsere Welt ist vielfältig und komplex. Jeder Mensch ist einzigartig und vielschichtig. Die Einzigartigkeit als Charakter oder Temperaments-Struktur beinhaltet Stärken und Schwächen. Wenn sich verschiedene Menschen zu einer Organisation oder Gruppe zusammenfinden, können die Schwächen ausgeglichen werden: Es entsteht dadurch ein Organismus, der mehr Stabilität und Ganzheit bietet.

Die Vielfalt ist ein dauerhaftes Erlebnis, das uns im Zeiterleben (Frühling-Sommer-Herbst und Winter) oder in den Himmelsrichtungen begegnet (Westen-Süden-Osten-Norden). Bei Menschen führen unter anderem etwa Klimabedingungen zu unterschiedlichen Charakter-Strukturen (Kälte den introvertierten Denker, Wärme den extravertierten Empfinder).

Die einzelnen Fähigkeiten sind weder schlecht noch gut. Nur Einseitigkeiten und Extremismen fallen aus dem Ganzen und wirken anfällig und schwach. Die Verbindung der Einzelteile führt zu Ganzheit, Harmonie und Stärke.

Vielfalt in der politischen Landschaft

Auch unsere politische Landschaft ist geprägt durch Vielfalt. Auch hier gilt das Prinzip: Wenn sich unterschiedliche Positionen verbinden, entsteht Ganzheit und Stärke. Im Demokratie-Prinzip tritt dieser Grundgedanke im Zusammenleben des Menschen in Erscheinung. Auch wenn die Demokratie immer Spannungen enthält und vieles scheinbar nicht rund läuft, ist sie doch in der Entstehungsgeschichte der Zivilisation ein sicherer Wert. Winston Churchill meinte einmal: „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.“

Die politische Landschaft kann bildlich wie folgt dargestellt werden.

Ich nenne diese Art von Vielfalt horizontal, weil ihre Teilaspekte gleichwertig sind.

Horizontale und vertikale Vielfalt

Neben der horizontalen Vielfalt besteht auch eine vertikale Vielfalt. Sie ist charakterisiert durch Entwicklung. So gibt es etwa einen unentwickelten Denker und einen entwickelten. Überhaupt ist jegliches Menschsein unter anderem charakterisiert durch Entwicklung und Entwicklungsstufen. Der Säugling entwickelt sich zum Kind, dieses zum Erwachsenen, dieser zum reifen Menschen und schliesslich wird der Mensch wieder bedürftig wie ein Kind.

Entwicklung kann sich auf das Ich beziehen, die Entwicklungspsychologie des einzelnen (Ich-Entwicklung nach Jane Loevinger, Susan Cook-Greuter und Terry O’Fallon) oder auf Bewusstseins-Entwicklung im gesellschaftlichen Bereich (Jean Gebser, Clare W. Graves und Don Beck). Entwicklung kann sich aber auch auf einzelne Linien wie die moralische Entwicklung (präkonventionell-konventionell-postkonventionell, Lawrence Kohlberg) oder die kognitive Entwicklung (prärational-rational-postrational, siehe zudem auch Jean Piaget).

Muster menschlicher Entwicklung: Ich Entwicklung und Bewusstseinsentwicklung

Die Entwicklung vollzieht sich aus den Erkenntnissen der Forschung (vgl. insb. Jane Loevinger und Robert Kegan) nach einem bestimmten Muster, das vereinfacht wie folgt dargestellt werden kann:

Die idealtypische menschliche Entwicklung und Reifung bringt zunehmende Freiheit von Trieben und Begierden und zunehmende Verantwortung und Umsicht mit sich. Es ist eine Entwicklung von der Egozentrik (Selbstbezogenheit) zur Allozentrik (Bezogenheit auf das Umfeld).

Die Entwicklung wird materiell sichtbar in der Biografie des Menschen. Körperlich kann ein Mensch aber altern ohne seelisch zu reifen. So kann ein älterer Mensch auf der Stufe des Egozentrikers stehen, oder Teile der Persönlichkeit können aus dieser Ebene wirken. Deshalb kann es ergänzend Sinn machen, die Entwicklungsstufen als Archetypen darzustellen (mit kursiv jeweils den negativen Archetypen).

Politische Haltung und Bewusstseinsentwicklung

Politische Haltungen können nun nicht nur horizontal sondern auch vertikal im Sinne der Entwicklung (nach oben hin) dargestellt werden. Anders als bei den gleichwertigen horizontalen Haltungen entsprechen die vertikalen Haltungen der Bewusstseinsentwicklung oder menschlichen Reife. Zwar kann auch hier nicht generell von schlechter oder besser gesprochen werden: Ein Kind ist ja nicht schlecht, weil es kindlich ist. Ein Greis ist auch nicht besser als ein Kind, weil er mehr Erfahrung hat und Fähigkeiten entwickelt hat. Genauso wenig ist eine Eichel besser oder schlechter als eine alte Eiche. Es handelt sich um unterschiedliche Entwicklungsstadien mit unterschiedlich stark gelebten Ressourcen oder Potenzialen. Der Wert des Lebens misst sich am Sein und nicht an Fähigkeiten (und im Sein sind wir alle gleich).

Trotzdem macht es Sinn, gesellschaftliche Verantwortung und Führungsaufgaben in die Hände der reifen Menschen zu legen. So wurde es ja auch jahrhundertelang praktiziert, etwa im Rat der Ältesten, der aus der Weisheit der Lebenserfahrung Entscheide fällte. Auch in einer Familie macht es Sinn, dass die Führung bei den Eltern liegt und nicht bei den Kindern (was nicht heisst, dass die elterliche Fürsorge die Wesenhaftigkeit des Kindes in allen Belangen respektieren und fördern sollte).

Ausgehend von den skizzierten Darstellungen über Entwicklungspsychologie des Menschen (über die Kindheit hinaus) können wir eine reife, verantwortungsvolle Haltung des Menschen in Bezug auf Politik wie folgt darstellen:

Im Bild oben sind als Entwicklungsdimension rechts die Begriffe der Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow dargestellt (Überleben, Sicherheit etc.)

Die unteren Stufen der politischen Haltungen sind bestimmt durch Egozentrik und Selbstbezogenheit, nationalistisch-autoritär respektive populistisch. Bei der mittleren Stufen der politischen Haltung ist die Demokratie anzutreffen und oben die internationalistisch-integrale Haltung, die letztlich einer Theokratie gleicht.

Deutung der gesellschaftlichen Entwicklungen aus integraler Sicht

Der Populismus ist gekoppelt an eine Klage oder Wut, die letztlich als Triebkraft aus der Egozentrik ersteht. Bei einem Politiker oder einer Politikerin geht es nun neben einer horizontalen Analyse im wesentlichen (und hier liegen die wirklichen Gefahren) um eine Analyse auf der vertikalen Ebene der inneren Reife. Meist handelt es sich bei einer regressiven Egozentrik um persönliche Verletzungen und daraus entstehenden Schmerz (Psychotrauma im weitesten Sinne). Wir sprechen hier vom verletzten inneren Kind, das seinen Schmerz nach aussen projiziert.

Die nachfolgende Tabelle zeigt einige Verhaltensweisen, die auf innere Reife schliessen lassen.

Die obige Matrix soll verdeutlichen, dass wir in der Veränderung der politischen Landschaft aktuell nicht nur einen Rechtsrutsch erleben, sondern einen Rückfall in autokratische (magische) Bewusstseinsstrukturen. Gerade im aktuellen amerikanischen Wahlkampf zeigt sich dieser Klasseunterschied deutlich: Es geht nicht nur um rechts-oder links, Demokraten oder Republikaner, sondern wie Kamala Harris im Chor der Demokraten warnt, um den Erhalt der Demokratie.

Auch wenn Trump nicht auf dem Entwicklungs-Niveau eines Kim Jong-un einzuschätzen ist, kann man doch deutliche Anzeichen einer Egozentrik, Streben nach Autokratie, Klage- und Wut-Populismus und einem präkonventionellen-prärationalen Handeln (wahr ist nicht das, was die Gesellschaft als wahr empfindet sondern was mir nützlich ist) erkennen. Neben nationalen Interessen ist es oft, so zeigt die Geschichte, einfacher, Gleichgesinnte als Partner zu gewinnen (Trump über Kim Jong-un: „Warum sollte ich ihn nicht mögen? vgl. hier)

Gerade auch China macht deutlich, welche Macht aus einer unreifen menschlichen Führung erstehen kann, wenn sie sich durch Globalisierung (Büdnispartner) und Technisierung (staatliche Kontrolle) aufspielt. (Wobei an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll, dass jegliche Form von Imperialismus, auch der amerikanische, aus demokratischer Sicht in Frage gestellt werden sollte).

Schritte der persönlichen Entwicklung

Aggressive Wutbotschaften ziehen verletze Menschen mit einem regressiven traumatisierten inneren Kind an. Der weiche Kern der Traumatisierten sucht kompensatorisch nach einem Ausgleich in scheinbarer Stärke (und leider nicht in der Reife!). Denn, Gleich und Gleich gesellt sich gern. Es ist einfacher, sich in der unreflektierten Wut zu vereinen als in der Reife des erwachsenen Menschen (die Introspektionsfähigkeit und Verantwortungsübernahme voraussetzt).

Warum die Menschheit sich aktuell rückwärts entwickelt ist wohl vielschichtigen Ursachen zuzuschreiben und bleibt letztlich ein Mysterium. Sicher ist einzig, dass die Zunahme von struktureller und physischer Gewalt zu mehr Schmerz führt. Schmerz kann, wenn er richtig verarbeitet wird, zu Bewusstsein führen (lernen durch Krisen). Vielleicht ist deshalb der aktuelle Rückfall auch nur eine Vorbereitung auf einen Quantensprung im Bereich des Bewusstseins (Übertritt ins integrale Bewusstsein).

Sicher ist auch, dass dieser Schritt nur durch die Bewusstseinsentwicklung jedes einzelnen passieren kann, eine Reifung, bei der jeder Mensch seine eigenen Schatten integriert. Frieden ist nur möglich, wenn ich zuerst den Frieden in mir finde. In diesem Sinne verstehe ich auch meine Arbeit mit der Integralen Schattenarbeit auf der Grundlage der Lebensmatrix (siehe Coaching-Ausbildung, Jahresgruppe und Erfahrungstag Lebensmatrix) nicht nur als Impulse des persönlichen Wachstums, sondern auch als Grundlage einer reifen und weisen Gesellschaft.

Sind Hochsensbile (verdeckte) Narzissten?

Ein selbstkritischer Bericht über ein hochaktuelles Thema

Man hört aktuell viel von Narzissmus. Meist berichten Opfer dabei von emotionaler Ausbeutung in toxischen Beziehungen. In den Geschichten, die erzählt werden, spielen die Narzissten dabei meist den Bösewicht. Man selbst ist gemäss Narrativ das Opfer. Dieses Muster zeigt sich gerade auch in der hochsensiblen Szene.

In diesem Artikel wage ich einen anderen, einen holistisch-phänomenologischen Blick auf das Thema. Dabei komme ich zum Teil zu neuen und wichtigen Schlüssen: Es ist für mich durchaus plausibel, dass es hochsensible Narzissten gibt und die Phänomene Narzissmus und Hochsensibilität sogar eng miteinander verbunden sind.

Hochsensiblen eilt oft ein schlechter Ruf voraus

Ich weiss nicht wie es dir geht. Natürlich finden wir Hochsensible oder Hochsensitive unser Thema interessant. Aber gegen aussen hin ist der Ruf von Hochsensiblen meist wenig berauschend. So begannen einige Gesprächspartner beim Thema Hochsensibilität kürzlich wiederum verärgert mit den Augen zu rollen… Diese Reaktion hat mich nachdenklich gemacht: Ich habe mich gefragt, ob diese negative Reaktion tatsächlich mit Hochsensitivität zusammenhängt oder nur damit, wie wir damit umgehen? Zunächst sollten wir aber den Begriff Narzissmus etwas unter die Lupe nehmen.

Was ist ein Narzisst, eine Narzisstin?

Wir alle kennen ihn, den griechischen Mythos von Narziss, der die Liebe anderer verweigerte und sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte. In der Psychiatrie wird die narzisstische Persönlichkeitsstörung als krankhafte Anerkennungssucht, Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und Mangel an Empathie beschrieben. In der Alltagspsychologie und umgangssprachlich meinen wir mit Narzissmus nicht nur Vollnarzissten. Vielmehr sind damit auch Menschen mit einer narzisstischen Tendenz gemeint. Menschen, die die beschriebenen Merkmale aufweisen, ohne aber als psychisch krank zu gelten.

Der Begriff des Narzissmus hat sich in den letzten Jahren zunehmend erweitert. So spricht man heute einerseits von einem grandiosen Narzissten (männlich aktive Form). Ich finde hier auch den Begriff egozentrischer Narzissten passend. Andererseits gäbe es auch einen verdeckten oder minderwertig-depressiven Typen (weiblich passive Form). Hier könnte man auch von einem allozentrischem Narzissten sprechen. Oft fänden diese sich ergänzenden Typen in narzisstischen Liebesbeziehungen denn auch zueinander.

Vielleicht ist unsere aktuell Gesellschaft sogar der natürliche Nährboden für Narzisstinnen und Narzissten: Fleiss, Leistung und Cleverness ist gefragt. Und das können sie, die Narzissten. Kein Wunder trifft man sie überall an: In der Wirtschaft als Leader, Im Netz als Meinungsbilder, im Sport als Helden und nicht zuletzt auch in der Politik als Drahtzieher und Führungsfiguren. Doch, woher kommen eigentlich Narzisstinnen und Narzissten? Denn eines ist klar: So geboren ist von ihnen keiner!

Wie man ein Narzisst oder eine Narzisstin wird

Psychologische Erklärungsmodelle gehen davon aus, dass Narzissten als Kinder entweder übermässig degradiert oder übermässig vergöttert wurden. Wir können und sollten an dieser Stelle aber weiter gehen, um die tiefe Verletzung eines Menschen mit narzisstischen Tendenzen verstehen zu können. Narzissmus ist im Wesentlichen eine Traumafolgestörung. Dabei sprechen wir nicht von Schocktraumata, sondern von Entwicklungstraumata. Es geht also nicht darum, was mir passiert ist, sondern was mir nicht passiert ist und ich als kleines Kind an elementaren Bedürfnissen hatte: Zuwendung, Bindungsbedürfnisse, die Welt und die Beziehung zu Erwachsenen als sicheren Ort zu erfahren… Dieser zugegebenermassen weit gefasste Trauma-Begriff ist für das Verständnis von Narzissmus aus meiner Sicht sehr wichtig. Er verändert in dieser Zeit gerade unser Verständnis von Krankheit und Gesundheit. So beschreibt die Trauma-Expertin Dami Charf in einem Aritkel zum Thema „Entwicklungstrauma und Narzissmus„, dass 80% der Menschen eigentlich traumatisiert sind! Die Trauma-Folgen sind sehr verschiedenartig. Doch jenseits der bio-psycho-sozialen Symptome geht es nach Charf um folgendes: „Trauma ist das Gegenteil von Verbundenheit und Lebendigkeit. Trauma trennt uns von uns selbst, anderen und der Erde, auf der wir leben.“ Der Bestseller-Autor Gabor Maté bringt das eindrücklich auf den Punkt:

Gabor Maté zum Thema Trauma als Störung der Beziehung zu sich selbst.

Trauma-Verständnis als Schlüssel zur Selbstheilung

Das Trauma-Verständis ist für den Menschen der Neuzeit aus meiner Sicht eine fundamental wichtige Botschaft jenseits von Polarisierungen von Gut und Böse. Die Herausforderung: Du bist zutiefst verletzt. Die Heilsbotschaft: Du kannst dich selber heilen.

Schauen wir uns diese Kernbotschaft genauer an: Die Bindungstheorie oder Bindungspsychologie hat zum Verständnis des Entwicklungstraumas wichtige Vorarbeit geleistet. Wer als Kleinkind eine sichere Bindung erlebt hat, entwickelt später auch eine sichere Bindung in sich. Man fühlt sich dann verbunden mit sich und ist authentisch (nach Gabor Maté). Ein heranwachsendes gut gebundenes Kind entwickelt denn auch eine gesunde Egozentrik und lernt Beziehungen zu sich und der Welt gesund zu regulieren.

Schlecht gebundene Kinder, die keine stabile Elternschaft erlebt haben, entwickeln sich so, dass sie verunsichert sind, weniger gut oder kaum mehr spüren, was sie wirklich brauchen und wie sie sich ihre authentischen gesunden Bedürfnisse befriedigen können.

Schlecht angebundene Kinder sind auch als erwachsene Menschen noch unsicher und können sich schlecht regulieren. Sie geraten deshalb oft in eine Opfer oder Täter-Rolle.

Bindung als Grundlage einer gesunden Selbstregulation

Die Bindung an sich und an die äussere Welt ist letztlich die Grundlage einer gelingenden Selbstregulationsfähigkeit.

Schauen wir einer wütenden, erniedrigenden Mutter ins Gesicht, fühlen wir uns verunsichert, schwach. Wenn wir einer liebenden Mutter entgegenblicken, fühlen wir uns unterstützt und sicher. Selbstverlorenheit führt zu einer schlechten Emotions-Kontrolle mit erhöhter Aggressivität und Verletzlichkeit. Eine gute Selbstanbindung ist die Grundlage von Resilienz und emotionaler Stabilität.

Sind Hochsensible verdeckte Narzissten?

Das Thema Hochsensiblität, Hochsensitivität oder Neurosensitivität und Narzissmus ist nicht neu. Es wurde schon vor einigen Jahren von Sandra Quedenbaum und Oliver Domröse diskutiert (Youtube-Beitrag). In Darstellungen von Sylvia Harke und vielen anderen ist der hochsensible Mensch meist Opfer von Narzisstinnen oder Narzissten. Der Hochsensible aber ist kein Narzisst.

Michael Kleist ist der Ansicht, das Hochsensible nicht narzisstich veranlagt sein können. Hochsensitive seien sehr empathisch, währenddessen narzisstisch Veranlagte das eben nicht sind (Youtube-Beitrag). Diese Ansicht vertrete ich nicht. Ich halte sie sogar als gefährlich. Das Argument von Kleist ist fürs erste plausibel, aber zu schematisch. Narzisstische Menschen haben durchaus sehr intensive Gefühle und auch eine emotionale Intelligenz. Ohne sie könnten sie ihre toxische Beziehungs-Masche gar nicht aufziehen können. In der narzisstischen Beziehungsstruktur findet sich sehr wohl eine Empathie und Fähigkeit, mitzuschwingen. Zudem ist Empathie keine statische Grösse: Es gibt Situationen, wo sie mir leichter fällt oder ich sie grad gar nicht erst brauche, sie mir vielleicht sogar im Weg ist.

Nur eines können Narzissten nicht…

Nur, was Narzisstinnen und Narzissten eben nicht können und in der Liebesbeziehung schmerzlich fehlt, ist lieben. Denn die Liebe baut auf Selbstliebe auf. Nur wer sich selber liebt, kann auch andere lieben. Die wahre Liebe setzt aber eine sicher Bindung zu sich und der Welt voraus. Sie unterscheidet sich deshalb fundamental von einer unsicheren Selbstverliebtheit und Geltungssucht der Narzistinnen und Narzissten.

Gerade jene, die sich gerne als Opfer von Narzissten bezeichnen, machen sich aus meiner Sicht verdächtig, in sich Teile eines verdeckten oder allozentrischen Narzissten zu haben. Ohnehin glaube ich, dass wir alle narzisstische Teile in uns haben. Ich habe in den letzten Wochen sehr viel gelernt dabei, diese Teile in mir zu ergründen. Es täte eben gerade jenen gut, die mit dem Finger auf andere zeigen, diesen zugegebenermassen zunächst wenig erfreulichen Weg zu gehen.

Das Wesen des hochsensitiven Menschen im Spiegel des Werte und Entwicklungsquadrates

Bevor wir uns der Thematik der narzisstischen Projektion zuwenden erscheint es mir wichtig, das Wesen des hochsensitiven Menschen aus einer holistischen Sicht näher zu verstehen. Dazu möchte ich das Werte- und Entwicklungsquadrat zu Hilfe nehmen. Es ist in Modell, dass bereits von Aristoteles verwendet wurde und für die Psychologie von Nicolai Hartmann ausgearbeitet wurde.

Jede Tugend hat gemäss diesem Ansatz eine Schwesterntugend. Beide, die Tugend und die Schwesterntugend, haben aber auch negative Aspekte. Diese Auslegeordnung finde ich für das Thema der Charakterstärken generell, aber auch für das Thema Hochsensibilität sehr relevant (siehe dazu auch Ausführungen zur Methodik des Integralen Tiefen Coachings). Hier also eine bildliche Darstellung des Werte- und Entwicklungsquadrates für Hochsensitive:

Den Hochsensitiven würde ich als selbstoffenen Charaktertypus beschreiben. Seine Herausforderung (positive Integration) ist es in gewissen Situationen Zugriff zu haben zu Selbstbewusstsein und einer gesunden Egozentrik. Der selbstoffene Typus läuft aber, wenn er nicht achtsam mit sich umgeht, Gefahr, in eine Dekompensation zu verfallen und dabei die Opferrolle zu übernehmen. Zudem besteht auch die Gefahr einer Kompensation, indem er zum Täter wird und in gewissen Situationen übermässig aggressiv und verletzend werden kann.

Sowohl die schwache Rolle als Opfer wie auch die Täter-Rolle haben erschreckende Ähnlichkeit mit dem psychologischen Muster des allozentrischen oder verdeckten Narzissten (Opfer) und dem grandiosen oder egozentrischen Narzissten (Täter)! Beide Rollen setzen eine ungenügende Selbstanbindung voraus.

Vom hochsensiblen Projektor zum hochsensitiven Introspektor

Wir wissen es: Es gibt nicht nur den hochsensiblen Menschen, es gibt verschiedene Typen. der Hochsensitivitäts-Forscher Michael Plüss etwa unterscheidet vulnerable Hochsensible (anfällige Hochsensible, die die Schattenseiten der Sensitivität erleben) und vantage Hochsensible (die vor allem die Sonnenseite der Sensitivität leben). Diese Unterscheidung halte ich für sehr wichtig, denn es macht deutlich, dass nicht die Sensitivität das Problem ist, sondern unser aktiver Umgang damit (die Informations-Verarbeitung). Wir können und müssen vielleicht auch als hochsensibler Mensch unsere Resilienz stärken.

Ich halte es an dieser Stelle aber für sehr bedeutsam, eine weitere Unterscheidung von hochsensitiven Menschen zu wagen, da es sich zeigt, dass viele Menschen gar nicht erst bereit sind, an sich zu arbeiten. Diese Offenheit ist aber die Grundlage jeglicher innerer Entwicklung und Resilienzförderung. Ich würde hier vom hochsensiblen Projektor sprechen, der bei Schwierigkeiten immer auf andere zeigt, nur nicht selber Verantwortung übernehmen mag. Dieses egozentrische Narzissmusmuster begegnet mir bei Hochsensiblen nicht selten.

Hochsensitive Entwicklungs-Chancen und Ausblick

Die Frage ist dann natürlich, welches positive Entwicklungsmuster dem Projektor gegenüber steht. Ich habe hier auch schon vom hochsensiblen Pilger gesprochen, einem Menschen, der bereit ist, den Weg auf sich zu nehmen, an sich zu arbeiten, sich weiterzuentwickeln, sich in Bewegung zu setzen und Verantwortung für sich und die Mitwelt zu übernehmen. Etwas nüchterner könnten wir hier auch vom hochsensitiven Introspektor sprechen (siehe auch den Blogartikel ‚Die Entschlüsselung der Hochsensibiltiät, Ansätze eienr radikalen Umdeutung‚). Es ist ein Mensch, der bereit ist, den Blick nach innen, selbst in die tiefsten Abgründe zu wenden und gegen aussen demütig und bescheiden auftritt (was immer ein Zeichen innerer Reife ist). Letztlich ist es auch ein Mensch, der bereit ist, einen spirituellen Weg zu gehen (siehe auch den Blogartikel ‚Hochsensibilität, Spiritualität und Traumaheilung‚).

Wer nicht nur mehr wissen, sondern auch mehr erfahren und begreifen möchte zum Thema sei verwiesen auf die Kursreihe der Jahresgruppe, den Modulen des Teils 2, der vertikalen Typen des Lebensmatrix-Typenmodelles. Wir gehen dabei auf das Thema Geburt und frühe Kindheit und Traumaheilung ein sowie auf drei spezifische Narzissmus-Typen (Jahresgruppe Lebensmatrix).

Hochsensibilität, Traumaheilung und Spiritualität

Hochsensibilität, Traumaheilung und Spiritualität. Drei Begriffe, die bei näherem Hinschauen mehr miteinander zu tun haben, als man denkt. In diesem Blogartikel erörtert der Coach, Trainer und Ausbildner Martin Bertsch die tieferen Zusammenhänge rund um diese Themen. Dabei nimmt er Bezug auf neuere Forschungen und wegweisende Erkenntnisse.

Revival der Bewusstseinserweiterung

Mit der 68er Bewegung traten in einer industriell verkrusteten Wohlstandsgesellschaft ganz neue Werte auf. Sexuelle Freizügigkeit, Persönlichkeitsentwicklung und eine Erweiterung von religiösen Sichtweisen und Praktiken brachen sich bahn. Sie bereiteten im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts den Boden für einen wachsenden Markt an New Age- und Esoterik-Angeboten. Der Nährboden für eine neue Spiritualität war gelegt.

Auch in der Psychologie fand parallel zu diesen gesellschaftlichen Entwicklungen eine Abwendung von technischen Vorstellungen statt. Der Mensch wurde nicht länger als Maschine angesehen. Ein Trend hin zu Menschlichkeit, Beziehung, Empathie und Ressourcenorientierung setzte ein. In der humanistischen und später noch deutlicher in der transpersonalen Psychologie rückten Spiritualität und Transzendenz in den Fokus der Aufmerksamkeit. Doch im Schatten dieser Umwälzungen verbreitete sich auch zunehmend die Suchtproblematik und Drogenkonsum.

Bewusstseinserweiterung erlebt heute ein Revival. Etwa Schamanismus, Astral-Reisen, Aura-und Akasha Reading sind en vogue. Selbst psychedelische Therapien etwa mit LSD finden immer mehr Anhänger. Kritisch ist aus meiner Sicht, dass diese Entwicklung als erweitere Form von Selbstoptimierung verstanden werden kann. In diesem Kontext ist etwa auch das Microdosing von LSD zur Leistungssteigerung im Silicon Valley zu verstehen.

Bewusstseinsentwicklung: Spiritualität braucht eine gefestigte Persönlichkeit

Im Zusammenhang mit Bewusstseinserweiterung ist ein Blick auf die Bewusstseinsentwicklungsstufen hilfreich. Aus der Vogelperspektive lassen sich Megatrends und langfristige Entwicklungen erst erkennen. Die Bewusstseinsentwicklung vollzieht sich nach Jean Gebser stufenförmig: von archaisch, magisch, mythisch, rational bis hin zu integral. Im Zuge dieser Entwicklung findet eine Festigung der Persönlichkeit statt (Persönlichkeitsentwicklung). Zudem ist es ein Weg der Entfaltung der Vielfalt. In der zweiten Phase findet eine spirituelle Entwicklung hin zur Einheit und Transzendenz statt. Eine spirituelle Entwicklung in die Transzendenz braucht demnach als Fundament eine gefestigte Persönlichkeit.

Bewusstseins-Entwicklungsstufen und Lebensmatrix

Gesunde Spiritualität und die Prä/Trans-Verwechslung

Auf der Grundlage der Bewusstseinsentwicklungsstufen geht aus meiner Sicht eine wichtige Kritik von Ken Wilber bezüglich der Prä/Trans-Verwechslung hervor. Ken Wilber warnte davor, eine prärationale, (archaisch magische) Spiritualität mit einer reifen transrationalen Spiritualität zu verwechseln (>siehe hier). Das Wiederaufleben magischer Riten entspricht demnach einer Regression und nicht einer wahren Ich-Transzendenz, entspricht einem Rückschritt und keinem Fortschritt.

Prä/Trans-Verwechslung nach Ken Wilber, transpersonale Spiritualität und regressive, präpersonale Spiritualität.
Prä/Trans-Verwechlung nach Ken Wilber, Quelle M. Weinreich

Genau aus diesem Blickwinkel betrachtet können wir sagen, dass es eine gesunde transrationale Spiritualität gibt, die uns mit der Transzendenz und dem Allsein verbindet. Eben diese Transzendenz führt uns zu einem tiefen Erleben des inneren Friedens und Glücks, einem Bewusstsein, das im Hier und Jetzt verankert ist. Aber es gibt auch eine Spiritualität, die verführerisch ist. Sie führt zu einem wattierten Scheinfrieden. Letztlich ist dieser Scheinfrieden eine Regression oder Kompensation. Wir machen uns lediglich vor, dass wir glücklich sind… Willkommen in der Welt des Spiritual Bypassing (spirituelle Umgehung).

Spirituelles umgehen (Spiritual Bypassing) und spiritueller Narzissmus

Der Begriff Spiritual Bypassing wurde vom Psychologen John Welwood im Jahr 1984 geprägt. Gemeint ist damit, dass spirituelle Praktiken und Überzeugungen genutzt werden, um sich schmerzhaften Gefühlen oder tiefen Wunden nicht stellen zu müssen. Dabei werden Gefühle erfolgreich verdrängt und diese Verdrängung auch legitimiert (siehe auch hier).

Die Bestrebung, seine Schattenseiten zu unterdrücken, wird im Laufe der Bewusstseinsentwicklung immer schwieriger. Letztlich mündet sie nicht selten in einer Form des Egozentrismus, dem spirituellen Narzissmus (Scott Barry Kaufmann). In psychologischen Studien wurde gezeigt, dass spirituelle Praxis in vielen Fällen nicht zu einer Auflösung des Egos führen, sondern zu einem Ego-Boosting (Jochen Gebauer, vgl. hier). Ein Phänomen, von dem gerade Heiler, die Energiearbeit praktizierten, betroffen sind.

Weise wie der indische Philosoph Sri Aurobindo warnen denn auch, als spirituell Suchender ein „wachsames Auge auf die Maskerade des Egos und die Hinterhalte dunkler Mächte (zu) haben, die sich selbst als einzige Quelle von Licht und Wahrheit inszenieren und dessen göttlichen Schein nutzen, um sich der Seele des Suchenden zu bemächtigen.“ Kein Wunder, dass für Sri Aurobindo die psychologische Schattenarbeit ein wichtiges Thema war (siehe Fachartikel Integrales Tiefen Coaching).

Schattenarbeit, Integrale Spiritualität und Psychologie

Die Integrale Persönlichkeitsentwicklung und Schattenarbeit setzt genau an diesem Punkt an. Spirituelles Wachstum baut auf einer gesunden und ausgeglichenen Persönlichkeitsentfaltung auf. So geht es darum, in unserer Seele zunächst aufzuräumen und alte Wunden und Verletzungen zu transformieren, die uns an einer wirklichen Transzendenz und wahren Spiritualität hindern.

Einer, der die Zusammenhänge von Bindungstrauma, Sucht und Krankheit erforscht hat und tiefgreifende Zusammenhänge aus seiner Praxis als Arzt erkannt hat, ist der Kanadier Gabor Maté. Der Film ‚Die Weisheit des Traumas‘ (‚The wisdom of Trauma‘) zeigt die fundamentale Wichtigkeit, jenseits von Verletzung uns selbst zu sein. Diese Authentizität ist dann auch Grundlage einer gesunden Beziehungsfähigkeit (vergleiche auch Ehrliches Mitteilen von Gopal Norbert Klein).

Gabor Maté über Traumaheilung

Wahres persönliches Wachstum besteht im Annehmen des Schmerzes: Nur so kann Wachstum und Heilung geschehen. Nur so kann letztlich auch erst spirituelles Wachstum geschehen.

Dissoziation: Ausbruch aus dem Körper, aber wie?

Die Folge von traumatischen Ereignissen kann als Dissoziation beschrieben werden (dissoziative Identitätsstörung). Das überwältigende Erleben einer Bedrohung führt dazu, dass der Schmerz verdrängt wird und der Hilflose erstarrt. Wenn man mit Körpertherapeuten über dieses Phänomen spricht, beschreiben diese meist, dass sich bei diesem Erlebnis die Energie auf der vertikalen Körperebene nach oben verschiebt.

Parallel zu diesem Erlebnis spricht man im Osten bei spirituellen Erleuchtungs-Erlebnissen vom Aufsteigen der Kundalini. Denn die Kundalini-Energie sitzt nach uraltem hindusitischem Glauben im Beckenboden. Erst bei einem spirituellen Erwachen steigt sie in einem vertikalen Kanal nach oben zum Scheitel hin. Auch diese existenzielle spirituelle Erfahrung des Eins-Seins und der Selbst-Erkenntnis seines wahren göttlichen Wesens führt zu einer Dissoziation. Doch wird hier nicht von Angst und Schrecken berichtet, sondern von einem orgasmischen Glücksgefühl. Die Erleuchtungs-Erfahrung wird übereinstimmend aber auch als Desidentifikation (Dissoziation) mit dem eigenen Körper beschrieben. Haben spirituelles Erleben und Trauma-Erfahrungen etwa auch Gemeinsamkeiten?

Posttraumatic Growth und Hochsensibilität

Tadeschi und Calhoun haben in ihren psychologischen Studien ein Phänomen erforscht, auf das schon Viktor Frankl hingewiesen hat: das posttraumatische Wachstum (posttraumatic growth). Sie konnten nachweisen, dass ein Traumaerleben unterschiedlich verarbeitet wird: Viele Menschen erholen sich nach der Krise wieder und erreichen ein Niveau der Lebensqualität wie vor dem Trauma-Erlebnis (b). Andere entwicklen eine posttraumatische Belastungsstörung und eine psychische Beeinträchtigung (c). Resiliente Menschen werden vom Trauma-Ereignis relativ schwach betroffen (a). Das Phänomen des posttraumatischen Wachstums zeigt sich in der Kurve d: Betroffene erfahren hier einen Zuwachs an innerer Reife und einen tiefer empfundenen Lebenssinn. Unter anderem werde auch ein gesteigertes, intensiviertes spirituelles Bewusstsein erfahren wird.

Traumaverarbeitung: a: Resilienz, b Erholung, c posttraumatische Belastungsstörung, d posttraumatisches Wachstum

Wir können annehmen, dass hochsensitive Menschen, die über ein hohes spirituelles Potenzial verfügen, dazu neigen, das Schock-Erlebnis tiefer zu empfinden als andere. Hochsensible haben aber durch ihre hohe Introspektionsfähigkeit und Vorstellungskraft auch ausgeprägte Selbstheilungs-Ressourcen. Gerade auch Hochsensible können durch Trauma-Erfahrungen eine positive Entwicklungsbeschleunigung zu erleben. Nur, selten wird auch ihnen diese in den Schoss fallen. Vielmehr braucht es auch hier die richtigen Methoden und eine tragende Beziehungen. Hochsensible dürften in diesem Sinne zwar nicht unmittelbar eine starke primäre Resilienz aufweisen, aber eine gut entwickelte „sekundäre Resilienz“ und ein Potenzial zu posttraumatischem Wachstum.

Integrale Traumaheilung und ITC (Integrales Tiefen Coaching)

Hochsensible können besonders von spezifischen Trauma-Heilungs-Methoden profitieren. Denn genau diese Zielgruppe empfindet posttraumatischen Schmerz intensiver. Aus diesem Grund ist eine Trauma-Kompetenz und der Umgang mit transformativen Methoden besonders wichtig: Nicht zuletzt auch für ein spirituelles Wachstum.

In den letzten Jahrzehnten haben sich eine Vielzahl von Trauma-therapeutischen Ansätzen und Methoden bewährt:

Somatic Experiencing (SE): Somatic Experiencing ist eine sehr verbreitete Methoden von Peter A. Levine.

Neuroaffektive Beziehungsmodell NARM: Aus dem SE-Ansatz leitet sich auch das Neuroaffektive BeziehungsmodelL NARM von Laurence Heller ab. Diese Methode fokussiert besonders auf Bindungs-Trauma.

EMDR (Eye Movement Disensitization and Reprocessing): Francine Shapiro entdeckte Zusammenhänge von raschen Augenbewegungen und emotionaler Verarbeitung von Traumata.

Ehrliches Mitteilen EM: Ein sozialer und beziehungsoreintierter Ansatz ist das Ehrliche Mitteilen EM von Gopal Norbert Klein.

Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT): Luise Reddemann hat im Bereich der tiefenpsychologischen Kurzzeittherapie die PITT-Methode entwickelt. Eine Methode, die eine hohe Verbreitung gefunden besonders im stationären Bereich gefunden hat.

Daneben bieten verschiedene Methoden wie Tre (Trauma Realeasing Exercises) oder Traumasensibles Yoga Übungen an, die von Betroffenen selber angewendet werden können und Erleichterung bringen.

Traumaheilung und Hochsensibilität

Aus meiner Sicht eignen sich für hochsensible Menschen vor allem Trauma-transformative Ansätze, die einerseits den Körper und andererseits die Ebene der Spiritualität miteinbeziehen. Ein neuer Ansatz genau in diesem Bereich ist das Integrale Tiefen Coaching. Dieser Integrale Ansatz bietet im Coaching-Setting insbesondere im Bereich von Bindungstraumata Unterstützung. Einerseits durch Körper-Achtsamkeit (Flowing Presence, Focusing) und andererseits durch hypnosystemische Ansätze der imaginativen Aufstellungsarbeit mit der Lebensmatrix. Diese Methode kann in Coachings oder in Kursen in Kleingruppen angewendet werden. Der Ansatz des Integralen Tiefen Coachings bietet eine wirkungsvolle Verbindung von Hochsensibilität, Traumaheilung und Spiritualität.